Unternehmen nutzen Sale and lease back-Lösungen zur Generierung von Liquidität. Das Vorgehen ist zunächst vergleichsweise simpel: Der Eigentümer eines möglichen Leasingobjekts verkauft dieses an einen Leasinggeber. Im Anschluss mietet er das Leasingobjekt unmittelbar vom Leasinggeber zurück. Im zweiten Beitrag unserer Reihe der alternativen Finanzierungsformen gehen wir auf das Sale and lease back-Leasing als weitere Möglichkeit der Liquiditätsbeschaffung ein. Unser Beitrag richtet sich an Geschäftsführer, CFOs oder Leiter Finanzen als Verantwortliche im Unternehmen.
Unternehmen nutzen Sale and lease back-Lösungen zur Generierung von Liquidität. Das Vorgehen ist zunächst vergleichsweise simpel: Der Eigentümer eines möglichen Leasingobjekts verkauft dieses an einen Leasinggeber. Im Anschluss mietet er das Leasingobjekt unmittelbar vom Leasinggeber zurück. Im zweiten Beitrag unserer Reihe der alternativen Finanzierungsformen gehen wir auf das Sale and lease back-Leasing als weitere Möglichkeit der Liquiditätsbeschaffung ein. Unser Beitrag richtet sich an Geschäftsführer, CFOs oder Leiter Finanzen als Verantwortliche im Unternehmen.
Wie kann Sale and lease back-Leasing als alternative Finanzierungsform zur Verbesserung der Liquidität beitragen?
Indem der Leasingnehmer durch den Verkauf des Leasingsobjekts einen Verkaufserlös erzielt, kann das Unternehmen kurzfristig einen Liquiditätszufluss generieren. Durch das anschließende Leasing, also die Zahlung der vereinbarten Leasingraten, erfolgt eine sukzessive Rückführung des Betrages. Der große Vorteil: Trotz des Verkaufs kann das Leasingobjekt vom Leasingnehmer weiter genutzt werden und verlässt zu keinem Zeitpunkt das Unternehmen. Die Leasingraten sollten dabei möglichst mit den erwarteten Erträgen des Leasingobjekts abgestimmt sein.
Neben dem Liquiditätszufluss als primärem Einsatzzweck von Sale and lease back-Lösungen spielen auch die bilanziellen Auswirkungen eine Rolle. Sofern der Verkaufserlös den Buchwert des Leasingobjekts übersteigt, werden stille Reserven aufgedeckt. Im Jahr der Auflösung der stillen Reserven verbessert sich das Jahresergebnis des Unternehmens. In der Folge erhöht sich das Eigenkapital. Außerdem kommt es aufgrund des Anlagenabgangs zu einer Bilanzverkürzung.
Der Begriff Sale and rent back wird häufig synonym verwendet. In der Praxis unterscheiden sich die Auswirkungen des Sale and lease back einerseits und des Sale and rent back andererseits nur im Hinblick auf ihre bilanzielle Wirkung. Während beim Sale and lease back sowohl das zivilrechtliche als auch das wirtschaftliche Eigentum auf den Leasinggeber übergehen, geht beim Sale and rent back lediglich das zivilrechtliche Eigentum über. Der Liquiditätszufluss ist in beiden Fällen gleich. Auch die Ergebniswirkung unterscheidet sich nicht wesentlich. Der Leasingnehmer kann beim Sale and rent back die Leasingrate nicht aufwandswirksam ansetzen. Im Gegenzug kann er jedoch sowohl den enthaltenen Zinsaufwand als auch die Abschreibungen geltend machen. Relevant ist Sale and rent back insbesondere dann, wenn eine Bilanzverkürzung vermieden werden soll.
Wie läuft ein Sale and lease back-Geschäft ab?
Nach der Kontaktaufnahme des Unternehmens mit einer Leasinggesellschaft erfolgt in der Regel sehr zeitnah eine vorläufige Bewertung des Leasingobjekts durch den potenziellen Leasinggeber, gefolgt von einem indikativen Angebot. Die Grundlage bilden der Anlagenspiegel und erste Informationen des Unternehmens zum Leasingobjekt. Sofern das Unternehmen das indikative Angebot annimmt, wird das Leasingobjekt gutachterlich bewertet und der Zeitwert ermittelt. Dabei prüft der Leasinggeber auch die tatsächlichen Eigentumsrechte und mögliche Rechte Dritter. Je nach Art des zugrunde liegenden Leasingobjekts vergehen zwischen Erstkontakt und Liquiditätszufluss sechs bis acht Wochen.
Für welche Unternehmen ist Sale and lease back eine echte Alternative bei der Liquiditätsbeschaffung?
Vor allem für Unternehmen mit einem hohen Anlagenbestand und/oder hohen stillen Reserven bietet das Sale and lease back-Leasing viele Vorteile. Neben klassischen Instrumenten zur Liquiditätsbeschaffung sind Sale and lease back-Lösungen somit auch für den Mittelstand von Bedeutung.
Sale and lease back-Lösungen sind insbesondere in Sondersituationen beliebt. Da es sich um eine rein objektbasierte Finanzierung handelt, ist der Abschluss größtenteils von der wirtschaftlichen Lage des Leasingnehmers unabhängig. Dies ist insbesondere für Unternehmen interessant, die sich aufgrund ihrer Bonität nicht mehr für normale Bankdarlehen qualifizieren. Dies gilt vor allem für standardisierte Leasingobjekte (Fuhrpark, Maschinen). Je spezieller das Leasingobjekt ist, desto höher sind auch die Anforderungen an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Leasingnehmers, da die Leasinggesellschaft bei Spezialmaschinen gegebenenfalls Probleme bei einer möglichen, späteren Verwertung bekommt.
Ein weiterer Vorteil: In der Regel sind kaum zusätzliche Sicherheiten notwendig. Die Sicherheit stellt einzig das entsprechende Leasingobjekt dar. Andere Sicherheiten stehen somit für weitere Finanzierungsquellen zur Verfügung. Die Abhängigkeit von der Hausbank kann das Unternehmen durch die Ergänzung der Finanzierungsstruktur ebenfalls reduzieren.
Der Leasingnehmer profitiert neben den bereits dargestellten Liquiditäts-, Ergebnis- und Bilanzeffekten gegebenenfalls auch von weiteren Vorteilen im Zusammenhang mit Sale and lease back. Häufig verfügen Leasinggesellschaften – als Großabnehmer beispielsweise von Maschinen – in Hinblick auf Dienstleistungsverträge über günstigere Möglichkeiten als einzelne Unternehmen. Dies kann sich positiv auf Kundendienst-, Reparatur- und Wartungsverträge und deren Kosten auswirken. Kombiniert mit den teilweise günstigeren Refinanzierungsmöglichkeiten der Leasinggesellschaften hat dies zur Folge, dass die laufenden Kosten häufig sogar geringer ausfallen.
Mittelständische Unternehmen in Sondersituationen mit einem entsprechenden Anlagenbestand profitieren besonders von Sale and lease back-Lösungen.
Welche Gefahren lauern bei Sale and lease back und für welche Unternehmen ist Sale and lease back eher nicht geeignet?
Trotz vieler Vorteile bleibt festzuhalten, dass eine Sale and lease back-Entscheidung immer eine Einzelfallbetrachtung darstellt und ebenso wie die Aufnahme eines Bankdarlehens eines abgewogenen Urteils bedarf:
- Es ist zwingend notwendig, dass die Ertrags- und Liquiditätslage des Unternehmens zukünftig ausreicht, um die Leasingraten zu bedienen. Sale and lease back-Leasing eignet sich somit nur im Rahmen eines ganzheitlichen Konzeptes zur Überwindung eines Liquiditätsengpasses. Wenn die zugrunde liegenden Ursachen der Liquiditätskrise nicht dauerhaft behoben werden, wird das Unternehmen sich spätestens nach der Aufzehrung des Kaufpreises erneut in der Krise befinden. Für diese Unternehmen kann Sale and lease back somit immer nur Teil einer Gesamtlösung sein.
- Der Leasingnehmer sollte sich außerdem bewusst sein, dass er durch den Abschluss eines langfristigen Leasingvertrags entsprechende Verpflichtungen eingeht. Eine Kündigung des Vertrages ist in der Regel nicht ohne Weiteres möglich. Das Unternehmen kann in diesem Fall auf kurzfristige Entwicklungen nur noch bedingt reagieren. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Leasingobjekt nicht mehr benötigt wird. Es ist ferner ein gewisses Mindestvolumen notwendig, damit mögliche Gebühren den Liquiditätseffekt nicht überproportional schmälern.
- In jedem Fall ist es für den Leasingnehmer wichtig, Zahlungsverzüge der Leasingraten zu vermeiden. In diesen Fällen hat die Leasinggesellschaft ein einseitiges (vorzeitiges) Kündigungsrecht und kann das Leasingobjekt verwerten. Im schlimmsten Fall droht der Produktionsausfall.
- Zur reinen Liquiditätsgenerierung in der Krise – ohne entsprechende Sanierung – ist Sale and lease back demnach nicht geeignet. Unternehmen, die über eine Nutzung von Sale and lease back nachdenken, sollten sich darüber im Klaren sein, dass mit den Möglichkeiten dieses Instruments immer auch ein Verkauf von Unternehmenssubstanz einhergeht.
- Vor dem Abschluss eines Sale and lease back-Geschäfts empfiehlt es sich außerdem, den Steuerberater des Unternehmens zu kontaktieren, um unerwünschte steuerliche Effekte zu vermeiden.
Auch der Wahl eines seriösen Anbieters kommt – gerade in einer Krisensituation – ebenso hohe Bedeutung zu wie bei der Wahl der übrigen Finanzierungspartner. Insbesondere der Zinsanteil an der Leasingrate, Bearbeitungs- und Gutachtergebühren sowie Bewertungsabschläge sind im besten Fall von Anfang an transparent.
Aus der Praxis: Unsere Erfahrungen zeigen, dass Sale and lease back-Lösungen Unternehmen vor dem Scheitern retten und einen wesentlichen Baustein bei der Krisenbewältigung darstellen können
Bei einem unserer Mandanten der jüngsten Zeit – einem Automobilzulieferer – hat die Nutzung von Sale and lease back eine wesentliche Rolle im Sanierungsprozess gespielt. Neben der Bedienung von kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten galt es, auch die von uns im Rahmen eines Sanierungskonzepts geplanten Sanierungsmaßnahmen zu finanzieren. Ein Großteil der durch Working-Capital-Management verfügbar gemachten liquiden Mittel wurden für die Bedienung der kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten genutzt.
Die Hausbank des Mandanten stand – abgesehen von einer Aufrechterhaltung der bestehenden Kontokorrentlinien – nicht für eine Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen durch Gewährung neuer Darlehen zur Verfügung. Auch Gesellschafterbeiträge stellten keine Alternative dar, da die Gesellschafter bereits alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt hatten.
Im Rahmen unserer Analyse stellte sich heraus, dass die in der Produktion genutzten Maschinen des Mandanten bereits zu wesentlichen Teilen abgeschrieben waren. Auch die ursprüngliche Finanzierung der Maschinen durch die Hausbank war weitestgehend zurückgeführt. Ein externes Gutachten bestätigte den guten Zustand und die noch zu erwartende Lebensdauer der Maschinen. In Verhandlungen mit der Hausbank konnte unser Team die teilweise Freigabe der Sicherheiten erreichen (Sicherungsübereignung der Maschinen).
Die frei gewordenen Sicherheiten (Maschinen) konnten im Rahmen eines Sale and lease back-Geschäfts innerhalb von vier Wochen an einen durch TMC Turnaround Management Consult vermittelten Leasinggeber veräußert und im Anschluss zurückgeleast werden. Durch die erhaltene Liquidität war die Finanzierung sämtlicher Sanierungsmaßnahmen sichergestellt. Da der Kaufpreis deutlich über dem Buchwert der Maschinen lag, konnte das Unternehmen außerdem einen Gewinn aus dem Sale and lease back-Geschäft erzielen. Dadurch war es möglich, für das laufende Geschäftsjahr – trotz der Krisensituation – ein annähernd ausgeglichenes Jahresergebnis zu erzielen. Ein negatives Eigenkapital ließ sich damit ebenfalls vermeiden.
Als TMC verstehen wir uns als Experten für Sondersituationen und begleiten unsere Mandanten durch Umbruchphasen mit unterschiedlichsten Problemstellungen. Dazu zählt auch die Unterstützung bei größeren Finanzierungsvorhaben. Aufgrund der Komplexität von Sale and lease back-Leasing sollten alle Chancen und Risiken, die sich aus dessen Nutzung ergeben, genau abgewogen werden. Dabei stehen Ihnen die Experten der TMC Turnaround Management Consult zur Seite. Sprechen Sie uns gerne an.
Die Autoren:
Kai Peppmeier ist Partner der TMC Turnaround Management Consult. Er ist Fachmann für Interimsmanagement, Restrukturierungsberatung, Sanierungsmanagement und Fortführung in der Insolvenz. Außerdem begleitet er M&A-Prozesse.
Jan Behler ist Berater bei der TMC Turnaround Management Consult GmbH. Während seiner Tätigkeit für die TMC Turnaround Management Consult begleitete er bereits zahlreiche Restrukturierungsprojekte, insbesondere im Bereich der Finanzplanung.
In dieser Reihe ist bereits erschienen:
In diesem Artikel geht es um syndizierte Kredite als alternative Finanzierungsform, um wichtige Investitionen genau jetzt und in dieser Zeit anzugehen. In diesem Beitrag erläutern wir Geschäftsleitern, Gesellschaftern und Führungskräften in den Unternehmen, wie sie einen syndizierten Kredit, in diesem Fall einen Club Deal, initiieren und worauf sie beim Zusammenstellen des Bankenkonsortiums achten sollten.
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